I suoni delle Dolomiti

Seit einigen Jahren veranstaltet die Region Trentino mit dem Festival "I suoni delle Dolomiti“ eine Reihe von Konzerten die an den schönsten und außergewöhnlichsten Plätzen in den Dolomiten stattfindet. Das bedeutet auf Berghütten, Almen und Wiesen oder in diesem Fall zu Füßen des Latemar-Massiv auf dem 1803 m hohen Passo Lavazè, der eine Verbindung zwischen dem Trentino und Südtirol ist.

Buontempo, "schönes Wetter" oder auch, auseinander geschrieben " buon tempo = gute Zeit" sollte das Motto dieses Tages werden. Bis Konzertbeginn um 14:00 Uhr hatten sich bei 28 Grad etwa 3000 Menschen eingefunden, ausgerüstet mit Decken, Picknickkörben, Kind und Hund. Die „Bühne“, auf einer weiten Wiese direkt am Waldrand in einer Senke, die wie eine Art natürlichen Amphitheater aufsteigt, ist ein lose abgesperrtes Rechteck von 10 x 15 Meter. Darin ein unter einem kleinen Zelt stehender Flügel, ein Teppich mit verschiedenen Percussions darauf und ein Saxophon. Auf halber Höhe des Anstieges der „Ränge“ steht unter einem Sonnen-
schirm das Mischpult von Marti Jane Robertson, Fossati´s Haus- und Hof-Toningenieurin.

Punkt 14:00 wird Ivano Fossati in einem Jeep der Feuerwehr von Cavalese vorgefahren. Sein Weg zu dem auf der grünen Wiese geparkten Klavier, das Zelt wurde zwischenzeitlich abgebaut, wird von begeistertem Applaus begleitet. Um 14:05 steigen die ersten Klänge von „Lindbergh“ in den nahezu wolkenlosen Sommerhimmel. Ein Mann maßregelt seinen quengelnden 4 jährigen mit einem scharfen Zischen, sonst unterbricht kaum ein Laut die beinahe religiöse Stille, die sich über das Publikum gelegt hat. Glasklar steigen die Töne des Flügels in die Luft und vermischen sich mit Fossati´s warmer, leidenschaftlicher Stimme. Musik, Stimme, Natur, Klänge und Gerüche verweben zu einem Teppich aus Emotionen der alle sofort in seinen Bann zieht. Bereits bei „I treni a vapore“ kann eine kleine Gruppe nicht mehr an sich halten und beginnt den Refrain mitzusingen und -summen. Fossati ermuntert seine Zuhörer mit Worten und Gesten weiterzumachen „..singt ruhig weiter, stört mich gar nicht..“ Der Song wird von heftigen Szenenapplaus unterbrochen. „L´uomo coi capelli da ragazzo“ leitet der ligurische Sänger mit einer launigen Erzählung zu der Entstehungsgeschichte des Liedes ein.

Zu „Vola“ bittet er Mirko Guerrini (Flöten, Sax e altri) und Marco Fadda (Percussions) zu sich. Bei „Una Notte in Italia“ kommt Pietro Cantarelli (Klavier, Akkordeon) auf die Bühne. Sich selbst immer wieder mit dem ihm üblichen Geplauder und Erklärungen unterbrechend gibt der genovesische Cantautore oft gespielte Bühnenklassiker wie „Mio fratello che guardi il mondo und „La pianta del té“ aber auch Live-Raritäten wie
„La rondine“ und „Poca voglia di fare il soldato“. Jeder Scherz, jedes Lied wird von Szenen-Applaus und unzähligen "Bravi"-Rufen der Zuhörer untermalt. Es ist ein blendend aufgelegter, strahlender Ivano Fossati, der sich königlich amüsiert und seinem Publikum vorschlägt bei „Una Notte..“ einfach die Augen zu schließen, „Buontempo“ zum Motto des Tages erhebt („Ich habe gestern Abend noch einmal angerufen um zu fragen ob das Wetter auch wirklich gut wird!“) und später scherzend erzählt das er mit einem Familienmitglied in Neapel telefoniert hätte und diesem erklärte das er im Trentino ein Konzert gebe. Auf die Frage wo er spielte, habe er gesagt:„Auf einer Wiese.“ Und hätte zur Antwort erhalten „Ich hoffe das Blumen gute Zuhörer sind!“ Das Publikum nimmt Fossati´s entspannte Stimmung dankbar auf und klatscht, singt und jubelt sich von Lied zu Lied. Heiter und ungewöhnlich beschwingt ist das Programm das der Ligurier, der als scheu, schwierig und verschlossen gilt, für diesen Nachmittag zusammengestellt hat. Und voller Emotionen ist dieser Nachmittag, auch nach "Una notte" bleiben Augen geschlossen und Paare drängen sich eng aneinander, um sich festzuhalten und gemeinsam zu träumen. Um 15:40 Uhr schließlich erheben sich ausnahmslos alle von ihren Decken und Hockern und vereinen sich stehend zu einem vieltausendstimmigen Chor, der zusammen mit Fossati die Worte von „Il Disertore“ „....e dica pure ai suoi, se vengono a cercarmi, che possono spararmi, io armi non ne ho...“ in den azurfarbenen Himmel steigen lässt. Ein Zittern läuft durch das Publikum, einem überraschten Ivano Fossati verschlägt es für Sekunden die Sprache und die Stimmen der Menschen verweben für einen unvergesslichen Augenblick mit den umgebenden Bergen, der Wiese, dem Wald, um zu einer einzigen universellen Idee des Friedens zu werden.

Ein sichtlich bewegter Fossati hat gerade noch Zeit seines Zuhörern von Herzen zu Danken und ist dann in Sekunden von einer Horde von Fans und Autogrammjägern umgeben die ihm mitgebrachte Bücher, CD´s und auch einfache Papierschnipsel entgegen strecken. 20 Minuten später bringt ihn schließlich der Jeep der Feuerwehr unter Standing Ovations und„Ivano“-Rufen seines Publikums zurück nach Cavalese.


Playlist

  1. Lindberg
  2. I treni a vapore
  3. L´uomo coi capelli da ragazzo
  4. Vola
  5. Mio fratello che guardi il mondo
  6. La pianta del tè
  7. L´amore fa
  8. Una notte in Italia
  9. Buontempo
  10. La rondine
  11. Poca voglia di fare il soldato
  12. Il Toro (Titelmelodie)
  13. La musica che gira intorno
  14. Pane e corragio
  15. Panama
  16. Il Disertore

Bilder und Text: almuelle

Passo Lavazè 12:30 Uhr Ein Klavier auf der grünen Wiese
14:03 Uhr 14:05 Uhr
"..singt ruhig weiter..." "...stört mich gar nicht.." L´uomo coi capelli... ...da ragazzo
Mirko Guerrini Marco Fadda Mirko Guerrini
Pietro Cantarelli, Ivano Fossati Marco Fadda, Ivano Fossati Grazie
Ivano Fossati, Mirko Guerrini
Ivano Fossati, Mirko Guerrini, Pietro Cantarelli Panama
Panama Panama Panama
Ivano
Ivano Grazie del cuore
Und was gab es für mich? "Bacio e abbraccio!"

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